Kultur

Sahay Solar – Sonnenbrunnen in Kenia

Sahay Solar - Sonnenbrunnen in Kenia

Das Projekt Sonnenbrunnen wurde zunächst initiiert, um den Brunnenbau in der Umgebung von Kilifi, der Hauptstadt des Kilifi Countys in Kenia, zu fördern. Durch den Brunnen soll zum einen eine saubere, zuverlässige Wasserversorgung gewährleistet, zum anderen die Bewässerung der Pflanzen, die die ansässigen Frauen für den Verkauf und Eigenbedarf anpflanzen, ermöglicht werden.

Mit der Sahay Solar Engineering UG war bereits ein Unternehmen aus Karlsruhe gegeben, das solarbetriebene Brunnen in afrikanischen Raum anbietet – dieser Umstand führte letzten Endes zur geplanten Zusammenarbeit zwischen Prof. Sissi Closs, Mitglied des gemeinnützigen Vereins WEIKE – Women Empowerment in Kenya e.V., und den Unternehmern Spannagel und Zenz.

Sahay Solar - Sonnenbrunnen in Kenia

Projektrahmen

Durchgeführt wurde das Projekt im Rahmen der Lehrveranstaltung "Content Strategy und Informationsarchitektur mit Schwerpunkt DITA 1.3" von Prof. Closs. Der Schwerpunkt der Veranstaltung liegt auf der Informationsarchitektur – einer jungen Disziplin mit hohem Stellenwert in der digitalen Welt. Sie bildet die Kombination aus Organisation, Kennzeichnung und Navigation innerhalb eines Informationssystems. So sollen Informationsangebote auf der Nutzungsseite ihr Ziel erreichen und auf der Erstellerseite steuerbar und zukunftstauglich bleiben. Mit der standardisierten XML-Architektur DITA ist eine Umgebung vorhanden, die diese Eigenschaften der Informationsarchitektur praktisch umsetzen kann. Sowohl die Thematik der Informationsarchitektur, als auch die Bearbeitung mit DITA fand in diesem Projekt im Sommersemester 2018 Anwendung.

Aufgabe

Die anfängliche Aufgabe des Projekts bestand darin, relevante Informationen für die Workshop-Trainer vor Ort, den
ansässigen Frauen sowie für das Unternehmen selbst in schriftlicher Form zusammenzutragen und in geeigneter Form
aufzubereiten. Durch die verschiedenen Zielgruppen wäre zugleich der Bedarf an drei Sprachen gegeben:

  • Deutsch für Sahay Solar Engineering,
  • Englisch für die Workshop-Trainer, die sämtliche Hinweise und Anweisungen zur Instandhaltung des Brunnens weitergeben und
  • Swahili für die Frauen, die den Brunnen zukünftig nutzen würden.

Diese Aufgabenstellung wurde im Laufe der ersten Wochen verändert und konkretisiert. So wurde der Fokus primär auf die Ziele des Unternehmens gelegt: Sahay Solar Engineering wünschte sich eine deutschsprachige Infobroschüre
mit einer Vorstellung des Unternehmens, den angebotenen Leistungen sowie einer Auswahl von Projekten, die
detaillierter vorgestellt werden sollten. Ein Flyer, der vor allem als Kompaktversion der Infobroschüre dienen sollte,
wurde ebenfalls angefragt.

Die Anforderungen der Hochschule und der Lehrveranstaltung waren ebenfalls zu erfüllen. Neben der
Implementierung der gelehrten Infoarchitektur mithilfe von DITA sollte auch das agile Projektmanagement-Verfahren
Scrum eingesetzt werden, um konsistente Ergebnisse zu liefern und durch die Struktur Transparenz und frühere
Reaktionen für Anpassungen zu fördern.

Motivation

Im Gegensatz zu grundsätzlich abstrakteren Themen wie Deep Learning konnte zum Projekt Sonnenbrunnen ein emotionaler Bezug hergestellt werden. Wasser als existenzielle Grundlage – ganz gleich ob für den Verzehr oder zur Bewässerung von Pflanzen – ist selbstverständlicher und fester Bestandteil des Alltags. Die Vorstellung, auf diese Selbstverständlichkeit verzichten zu müssen, ruft vor allem negativ gesinnte Emotionen hervor. Die Tatsache, ein solch emotionales Thema im Projekt aufzugreifen und womöglich mit dem eigenen Einsatz einen kleinen Teil dazu beitragen zu können, dass sich die Situation für einige Menschen in Kenia oder Afrika im Allgemeinen verbessert, machte einen erheblichen Teil der Entscheidung aus.

Vorgehen

Projektbeginn

Zunächst wurde im Kickoff-Meeting Jochen Wagner als Scrum-Master festgelegt, der für die Einhaltung der Scrum-Vorsätze wie geregelte Kommunikation verantwortlich war und als Kontaktperson zwischen der Projektgruppe und dem Product Owner sowie den Stakeholdern fungierte. Die Implementierung der Scrum-Methode setzt zudem voraus, dass in regelmäßigen Abständen Fortschritte präsentiert werden. Diese Fortschritte wurden im Rahmen der sogenannten Sprints vorgestellt. Die Erkenntnisse aus dem Dialog zwischen dem Entwicklungsteam, dem Product Owner und anderen Projektgruppen dienten als Grundlage für die nächsten Sprints. Nach Festlegung des Scrum-Masters wurden mit einem geeigneten Template ein Product Backlog sowie Sprint Backlog erstellt, in denen die Produktanforderungen festgehalten werden und zu erfüllende Aufgaben bis zum jeweils nächsten Sprint.

Projektgrundlagen

Anschließend erfolgte die Erarbeitung der Projektgrundlagen. In Übungen zur Lehrveranstaltung wurde der Einstieg in DITA ermöglicht: Es wurden erste Topics erstellt und auch das Klassenkonzept – eine zentrale Komponente der
Informationsmodellierung – erläutert.

Parallel dazu erfolgte die Recherche zu solarbetriebenen Brunnenanlagen und die Anfrage für dazugehörige
Dokumente der Sahay Solar Engineering, um einen thematischen, fundierten Einstieg bewerkstelligen zu können.
Nach einigen Wochen finalisierte sich zudem die Zielsetzung des Projekts: Es sollte sowohl eine Infobroschüre, als
auch ein Flyer für das Unternehmen angefertigt und eine bestmögliche Kombination mit DITA gewährleistet werden.

Projektumsetzung

Nach Absprache mit den Stakeholdern wurden erste Inhalte der Broschüre festgelegt: das Firmenprofil, die Leistungen des Unternehmens und beispielhafte Projekte. Die Inhalte wurden um weitere Themen erweitert, vom Vorwort und den Vorabbedingungen des Brunnenbaus bis hin zu einer Gegenüberstellung von Solarenergie/Dieselnutzung und der Bedeutung der Sahay Solar Engineering UG als kompetenter Ansprechpartner vor Ort.

Um inhaltliche Vorgaben für die Texte festzuhalten, wurde ein Fragenkatalog zu den wichtigsten Verständnisfragen
erstellt, der von den Stakeholdern im Anschluss ausgefüllt wurde. Auf Basis der Dokumente des Unternehmens, der
schriftlichen Dokumentation der Treffen sowie der eigenen Recherchen und Ideen wurden die Texte erstellt und in
mehreren Schritten nach Inhalt und Zeichenlänge für das Design optimiert.

Das Design der Infobroschüre und des Flyers richtete sich nach dem Corporate Design von Sahay Solar. Die
Stakeholder stellten zudem eine Auswahl von möglichen Bildern zur Verfügung, die dann in die ersten Varianten der
Printmedien implementiert wurden. Mithilfe von weiteren Anregungen des Unternehmens sowie eigener
Gestaltungsideen wurde daran weitergearbeitet, bis ein erstes Mock-Up der Broschüre sowie des Flyers fertiggestellt
wurde.

Ausschnitt des erstellten Flyers für Sahay Solar

Zeitgleich wurde das Projekt von Britta Wandres mit DITA umgesetzt und um die WebHelp-Komponente fakultativ erweitert. Insgesamt konnten wir durch die Verwendung von Oxygen die zusätzliche Ausgabe WebHelp generieren,
die in einem frühen Stadium des Projekts gar nicht vorgesehen war. Hier zeigte sich der Vorteil einer zentralen Datenpflege mit dem Klassenkonzept.

Ausgabe des Projekts als responsive WebHelp

Verwendete Software

In den Kursen von Frau Martin und der weitergehenden tieferen Beschäftigung mit den Oxygen-Ausgaben hat sich
gezeigt, dass diese in puncto grafischer Gestaltung nur sehr unzureichend für unsere Projektanforderung „Herstellen
eines Flyers und einer Broschüre“ geeignet sind. Daher haben wir uns für eine Mischvariante entschieden.

  • Zum Erstellen der Texte, der Bearbeitung des Klassenkonzept und des Sprintbacklogs dienten Texteditor, Word und Libreoffice als zuverlässige Werkzeuge.
  • Zur Pflege der Single-Source Vorgabe kam DITA / Oxygen zum Einsatz
  • Für die Verwaltungstabellen wurde Excel eingesetzt
  • Zur Gestaltung des Flyers InDesign und teilweise Photoshop zur Bildbearbeitung

Insgesamt kann man sagen, dass es im Zusammenspiel der Programme noch einer gewissen Standardisierung bedarf,
die unbedingt von seitens der Software kommen muss, um unnötige Fehlerquellen bei der Einpflege von Text und
Bild zu unterbinden. Aus meiner Sicht wäre erst dann ein sinnvolles Ineinandergreifen der Designvorgaben mit dem
Konzept des Single-sourcing erreicht.

Hiervon betroffen ist vor allem der Übergang von DITA zu Indesign. Dies sehen wir für die Programmierer als große Herausforderung. Schließlich geht es hierbei auch um die Frage, wie man eine standardisierte Ausgabe aus einem Programm wie DITA erreicht, die nachher in einer Broschüre landen soll, die eben gerade nicht standardisiert sein
soll. Sonst wäre ja genau ein Prinzip im Marketing verloren: Aufmerksamkeit schaffen durch Außergewöhnliches!
Nichts desto trotz erreichten wir 3 gut nutzbare Quelldateien – Broschüre, Flyer und WebHelp mit Klassenkonzept als
Ergebnis, die von Sahay in Zukunft weitergepflegt werden können.

Fazit

Gerade im letzten Sprint hat sich noch einmal gezeigt, dass es in der Fakultät hilfreiche Querverbindungen gibt, die zum Erfolg unserer Druckprodukte beigetragen haben. Bei der Auswahl der Titelseite und Gestaltung haben letzten Endes mehrere Kommilitoninnen, die Rückmeldungen von Sahay und die tollen Hinweise von Frau Sas zu einem stimmigen Gesamtergebnis geführt. Auch der Druck von Broschüre und Flyer bei Herrn Seitz ging mit einem vorangekündigten Wunschtermin sehr gut vonstatten. Daher möchte wir an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön aussprechen, an all diese hilfsbereiten Menschen.

Bezüglich der DITA-WebHelp Erstellung geht der Dank an Frau Martin und an Frau Closs. Erstaunlich, wie schnell
man Grundkenntnisse in XML und DITA durch geeignete Schulung erlernen kann. Sobald die Grundkenntnisse da waren, kam der Spaß dazu.

Durch die Gruppenarbeit sind auf der einen Seite zeitintensive Gruppenbesprechungen nötig, auf der anderen Seite
können Aufgaben verteilt werden und die Herausforderungen gemeinsam gemeistert werden. Dadurch hat man ein
breiteres Ideen-Feld und es lassen sich größere Projekte bearbeiten, als in der Einzelarbeit.

Es war eine Bereicherung, sich mit der Solar-Thematik auseinanderzusetzen und es ist unser aller Wunsch, dass sich Sahay Solar im Markt etablieren kann. Eine Bereicherung auch in dem Sinne, dass sich die Studenten nicht nur
mit den technischen Inhalten beschäftigten, sondern sich auf existenzielle Bereiche wie der Wasserversorgung
einließen. Hier wurde uns bewusst, dass sich nicht nur im technischen Bereich Entwicklungen zeigen sollten. So hat
die Sicht auf andere Völker und andere Lebensbedingungen unserer Arbeit einen besonderen Sinn gegeben.

Verwendete Tools und Technik

  • DITA 1.3
  • Oxygen Editor 19.0
  • Klassenkonzept
  • SCRUM
  • InDesign
  • Photoshop

Gruppenmitglieder

  • Waldemar Krauber
  • Jochen Wagner
  • Britta Wandres

Projektautor

Der Autor möchte seine Kontaktdaten nicht öffentlich bereitstellen.